Die spinnen die Finnen. Nun, ganz so schlimm ist es nicht, aber man ist durchaus verleitet dem finnischen Programmierteam von 10Tons Ltd. einen sehr sarkastischen und eher dunklen Humor nachzusagen. Entweder das oder mich beschleicht ein leiser Verdacht des Hanges zur Misanthropie.
Wie ich darauf komme? Nun, während wir in King Oddball noch die Welt zerstören durften, spielen wir in „Tennis In The Face“ ( App Store ) den gefallenen Tennis Profi Pete Pagassi auf seinem Rachefeldzug gegen Clowns und die Staatsgewalt.
Schuld am Abstieg von Pete Pagassi ist natürlich nur, nein nicht der Wein, sondern ein Energy Getränk namens Explodz, dessen verheerendes Suchtpotential nicht nur Pagassi selbst, sondern die ganze Welt im Würgegriff hält. Wen wundert es da noch großartig dass unser Tennis Anarcho, ganz getreu dem schmissigen und griffigen Titel, die Sache selbst in die Hand nimmt und seinen „Kontrahenten“ einen Tennisball, wenn möglich, mitten auf den Latz knallt? Schließlich haben wir einen Titel von 10Tons vor uns, lasst uns das nicht vergessen. Das Programmierteam ging sogar so weit eine eigene Webseite rund um den imaginären Drink, im Übrigen bestehend aus der äußerst schmackhaften Kombination aus Ernüssen und Fisch, aufzubauen.
Tennis in the FaceHersteller: 10tons Ltd.
Bei „Tennis In The Face“ ( App Store ) handelt es sich wie schon beim Genre Kollegen „King Oddball“ um einen Physik Puzzler, der seine Abstammung auch kaum verleugnen kann. Gibt es doch auch hier wieder verschiedene Levels auf einer Straßenkarte zu bestehen und mannigfaltige Gegner zur Strecke zu bringen. Beschießt man anfangs etwa noch quietschende Clowns, geht es auf der zweiten Karte schon gegen die Exekutive selbst ans Werk. Der Unterschied ist nicht bloß kosmetischer Natur, denn jeder Gegnertyp will durch eine andere Strategie aufs Korn genommen werden.
Trotz vermeintlicher Similarität hebt sich das Spielprinzip vom Vorgänger ab. Zum Einen muss man den Ball jetzt gekonnt über Banden spielen, zum Anderen ist das Level Design außerordentlich gut gelungen und erinnert dabei an die berühmte Rube-Goldberg-Maschine deren Computerspielumsetzung vielen Lesern vermutlich aus Spielen wie „Crazy Machines“ ein Begriff sein wird. So kann beispielsweise ein harmloses Brett eine ungeahnte Kettenreaktion auslösen, welche am Ende den Gegner durch die Luft wirbelt.
Anzuspielende oder zu vermeidende Objekte gibt es diesmal zu Hauf. Als Beispiele seien hier Soda Maschinen, Glas, Blechtrümmer die den Ball zerstören und natürlich das explosive Getränk „Explodz“ höchstpersönlich genannt. Selbst der Protagonist schießt in manchen Levels mit den explosiven Dosen um sich, was etwas Abwechslung ins Spiel bringt.
Apropos Gegner: 10Tons setzt hier auf den aus vielen Spielen bekannten Ragdoll Effekt um menschliche Bewegungsabläufe zu simulieren, was der schrägen Simulation getreu dem Setting außerordentlich gut gelingt.
Rematch
Wer Levels mit einer vorbestimmten Anzahl an Bällen bzw. Dosen abschließt, verdient sich diesmal eine Krone nebst Medaille. Damit räumt 10Tons hier von vornherein die Möglichkeit ein abgeschlossene Levels beliebig oft zu wiederholen – ein Feature welches in „King Oddball“ erst später nachgeliefert wurde.
Ice Cream!
Auch im Sound Department gibt es durchaus Positives zu vermelden, denn musikalisch macht der Entwickler diesmal einen kräftigen Schla.. ähm Schritt nach vorne. Während in „King Oddball“ nur das zwar sehr gut gelungene aber nach einer Weile eintönig gewordene Stück zur Verfügung stand, wechselt sich hier die Hintergrundmelodie nach einigen Levels ab.
Strictly Casual
Wie auch schon beim Vorgänger ist der Schwierigkeitsgrad von „Tennis In The Face“ ( App Store ) stets fair und nie überzogen. Benötigt wird einzig und allein ausreichend Geduld und etwas Glück um die vielfältigen und abwechslungsreichen Levels zu meistern. Oft wird man beispielsweise unbewusst Kettenreaktionen auslösen um den Level kurz darauf mit einem erfrischenden Aha Erlebnis zu beenden.
Gestört hat mich eigentlich nur eines und zwar die Bildschirmauflösung. Denn auf dem iPhone 4 wirken die dargestellten Charaktere, wie auch schon bei Angry Birds Space, dann doch etwas klein. Ein Manko der bei stolzen Besitzern des iPhone 5 oder des iPad natürlich nicht auftritt.
Insgesamt ist „Tennis In The Face“ ( App Store ) eine glatte Empfehlung wert. Es ist auch immer sehr positiv zu sehen wenn ein Entwickler aus einem vorigen Projekt lernt und kleinere Ungereimtheiten in seinem nächsten Titel ausmerzen kann.
Ich bin schon gespannt mit was uns das finnische Entwicklerteam als Nächstes überraschen wird.
Pro & Contra auf einen Blick:
+ Umfangreiche Kampagne mit verschiedenen Gegnertypen die jeweils unterschiedliche Strategien vom Spieler erfordern
+ Im Vergleich zum Vorgänger umfangreichere Soundkulisse
+ Wie vom Hersteller bekannt eine volle Brise dunklen Humors
- Darstellung auf dem iPhone 4 leider etwas gewöhnungsbedürftig
Dieses Spiel ist kompatibel mit: iPhone, iPod touch und iPad. Erfordert iOS 4.3 oder neuer. Diese App ist für iPhone 5 optimiert.
Tennis in the Face
Hersteller: 10tons Ltd.